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Die globalen Wirtschafts- und Kapitalmärkte sind von steigender Unsicherheit geprägt. In der 18. Ausgabe unserer Kapitalkostenstudie erfahren Sie, wie sich diese Entwicklung auf Geschäftsmodelle und Renditeerwartungen auswirkt. Mehr als 320 Unternehmen geben Auskunft und teilen ihre Erfahrungen. 

Die Studie unter dem Motto „Unvorhersehbarkeit steigt! – Zinsen auch? Was sind Ursachen, was sind Symptome?“ beleuchtet unter anderem den Einfluss erhöhter Unsicherheiten und flankierender Zins- und Inflationsentwicklungen auf Geschäftsmodelle, Planungsrechnungen und langfristige Renditeerwartungen (Kapitalkosten) anhand branchenspezifischer Analysen.

Signifikanter Anstieg der durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten

Nach einem leichten Anstieg der durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital, kurz: WACC) im vergangenen Jahr von 6,6 Prozent auf 6,8 Prozent ist im aktuellen Berichtsjahr (30. September 2022 bis 30. Juni 2023) ein signifikanter Anstieg auf 7,9 Prozent zu beobachten. Dieser Anstieg spiegelt sich auch in den einzelnen Branchen wider.

Im aktuellen Berichtszeitraum sind – ähnlich wie im Vorjahr – die höchsten gewichteten Kapitalkosten in den Sektoren Technology (9,2 Prozent), Automotive (8,3 Prozent) sowie Industrial Manufacturing (8,1 Prozent) zu verzeichnen. Damit sind weiterhin die Branchen betroffen, in denen sich politische Vorgaben und technologiebedingte Veränderungen der Geschäftsmodelle besonders auswirken.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die deutlichsten Anstiege des WACC in den Sektoren Real Estate (+ 1,7 Prozentpunkte), Media & Telecommunications (+ 1,3 Prozentpunkte) und Consumer Markets (+ 1,3 Prozentpunkte) zu beobachten. Keine Branche verzeichnet hingegen einen Rückgang des WACC.

Steigende Unsicherheit an den globalen Wirtschafts- und Kapitalmärkten

Eine mittelfristige Analyse der großen regionalen Wirtschaftsräume zur Prognose ihrer zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen wird durch die vielen Krisen, wie die Covid-19-Pandemie, geopolitische Spannungen und ökologische Herausforderungen, zunehmend komplexer, da eine Vielzahl von Sondereffekten auftritt, die sich teilweise überschneiden. 

Weitere Schwerpunktthemen der Studie:

  • Wachsende Divergenz? Hypothesen zur unterschiedlichen Entwicklung der globalen Wirtschaftsräume
  • Entfesselte Inflation? Die Interaktion der Zentralbanken mit den Kapitalmärkten
  • Navigieren in zunehmender Unsicherheit? Entwicklung von Renditeerwartungen in turbulenten Zeiten

Der bereits in vergangenen Ausgaben unserer Kapitalkostenstudie beschriebene Aspekt, dass sich die globale Weltwirtschaft weiterhin in einem Zustand fortentwickelt, in dem neue Krisen entstehen, bevor die Auswirkungen vorheriger Krisen aufgelöst wurden, hat sich tendenziell verstärkt. Negative Effekte können sich daher zunehmend kumulieren. Folge sind steigende gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten. 

Rund 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen haben angegeben, dass sich wirtschaftliche Unsicherheit negativ auf ihre Geschäftsplanung auswirkt. Der überwiegende Anteil der teilnehmenden Unternehmen sieht dies allerdings nicht als Anlass, den Planungsprozess zu verändern.

Inflation weiterhin oberhalb des mittelfristigen, konsumorientieren Inflationsziels der Europäischen Zentralbank

Inflationsraten auf Rekordniveau haben zuletzt zur allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit beigetragen. Im aktuellen Betrachtungszeitraum erwartet die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen unternehmensspezifische Inflationsraten, die deutlich oberhalb des mittelfristigen, konsumorientierten Inflationsziels der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent liegen. 

Als Hauptgründe hierfür werden höhere Energiepreise, Rohstoffknappheit und geopolitische Krisen wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine genannt. Erkennbar ist, dass die kurzfristigen Inflationserwartungen zwischenzeitlich einerseits rückläufig sind, sich die langfristigen Inflationserwartungen allerdings – gemessen am Inflationsziel der Zentralbanken von 2,0 Prozent – auf signifikant höherem Niveau verfestigen. 

ESG weiterhin im Fokus

In den letzten Jahren hat die Relevanz von ESG für die künftige Geschäftsentwicklung bei Unternehmen stetig zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Bedeutung von ESG in den meisten Branchen, insbesondere im Automobilsektor, jedoch leicht abgenommen. Ob derzeit aufgrund der verschiedenen Krisensituationen andere Themen im Vordergrund stehen oder der Rückgang auf bereits implementierte Maßnahmen zurückzuführen ist, bleibt weiterhin zu beobachten.

Einschätzungen von mehr als 320 Unternehmen

Insgesamt haben 322 Unternehmen an unserer diesjährigen Kapitalkostenstudie teilgenommen. Davon sind 240 Unternehmen in Deutschland ansässig, darunter 65 Prozent der DAX-40-Unternehmen sowie 46 Prozent der MDAX-Unternehmen. Dies unterstreicht den hohen praktischen Wert der jährlichen Kapitalkostenstudie für die Unternehmen.